Schnauzenschmaus

Mantrailing - Rettungshundesport

Der Hundesport mit der Nase

Hunde leben in einer Welt voller Gerüche. Während wir Menschen uns vor allem auf Augen und Ohren verlassen, ist für unsere vierbeinigen Begleiter die Nase das wichtigste Sinnesorgan und das mit beeindruckender Leistung: Ein Hund kann Gerüche millionenfach besser differenzieren als wir. Kein Wunder also, dass Nasenarbeit nur nicht artgerecht, sondern auch unglaublich befriedigend für Hunde ist.

Eine besondere Form dieser Arbeit ist das Mantrailing, die Personensuche anhand eines individuellen Geruchs. Was ursprünglich bei Polizei und Rettungshundestaffeln zum Einsatz kam, erfreut sich heute auch im Freizeitbereich großer Beliebtheit.

Warum Mantrailing so faszinierend ist, wie es funktioniert, warum es auch für deinen Hund eine sinnvolle Beschäftigung sein kann und zum Schluss noch meine eigenen Erfahrungen aus dem Bereich Suchhund, erfährst du in diesem Beitrag.

Mantrailing

Was ist Mantrailing und woher kommt es?

Mantrailing setzt sich aus zwei englischen Begriffen zusammen: „Man“ – der Mensch und „trailing“ – verfolgen, einer Spur folgen.

Im Gegensatz zur klassischen Fährtenarbeit, bei der Hunde einer Bodenverletzung folgen, sucht der Hund beim Mantrailing gezielt nach dem Individualgeruch einer bestimmten Person, ganz gleich, ob diese über Asphalt, durch Wald oder über eine belebte Straße gegangen ist.

Heute noch ist Mantrailing ein wichtiger Bestandteil der Arbeit von Polizei, Militär und Rettungshundestaffeln weltweit.

Doch längst ist Mantrailing nicht mehr nur etwas für Profis. Inzwischen erfreut sich diese Form der Nasenarbeit auch im Freizeitbereich großer Beliebtheit und das aus gutem Grund: Mantrailing stellt eine artgerechte, spannende und gleichzeitig verbindende Beschäftigung für Mensch und Hund dar.

Der Hund darf seine natürlichen Fähigkeiten voll ausleben, während der Mensch lernt, seinem Hund zu vertrauen und ihn richtig zu lesen.

Warum ist Mantrailing sinnvoll für Hunde?

Hund Nasenarbeit Garten Schnüffelarbeit Hund

Mantrailing ist weit mehr als nur „Spurensuche“, es ist eine ganzheitliche Beschäftigung, die Kopf, Nase und Körper gleichermaßen fordert. Für den Hund bedeutet es, eine Aufgabe zu lösen, bei der er seine angeborene Stärke, den Geruchssinn, voll ausleben darf. Das sorgt nicht nur für geistige Auslastung, sondern auch für eine tiefe innere Zufriedenheit für deinen Hund.

Die Suche verlangt Konzentration, Ausdauer und Selbstständigkeit. Jeder erfolgreiche Fund stärkt das Selbstvertrauen des Hundes, besonders bei schüchternen oder unsicheren Hunden. Gleichzeitig entsteht eine enge Bindung zwischen Hund und Mensch, weil beide als Team arbeiten und sich aufeinander verlassen müssen.

Ein weiterer Pluspunkt: Mantrailing ist für fast jeden Hund geeignet, unabhängig von Rasse, Alter oder Fitnesslevel. Selbst ältere Hunde oder solche mit körperlichen Einschränkungen können in angepasster Form teilnehmen. Das Training lässt sich zudem an unterschiedliche Umgebungen anpassen. Von ruhigen Feldwegen bis hin zu trubeligen Innenstädten und bleibt so immer spannend und abwechslungsreich.

Du hast im Alltag einen eher unsicheren Hund?

Dann könnte Mantrailing genau das Richtige für dich sein, denn: Es fördert die Selbstwirksamkeit und das Selbstbewusstsein deiner Fellnase.

Ein oft unterschätzter Aspekt: Beim Mantrailing erlebt der Hund Selbstwirksamkeit, er lernt, dass er durch sein eigenes Handeln etwas bewirken kann. Er bekommt eine Aufgabe, löst sie eigenständig und wird für das richtige Ergebnis belohnt. Diese Erfahrung baut Selbstvertrauen auf und motiviert, auch in anderen Situationen mutiger zu agieren.

Gerade unsichere oder ängstliche Hunde profitieren enorm. Sie merken, dass sie etwas „richtig“ machen können und ihr Mensch ihnen vertraut. Mit jeder erfolgreichen Suche wächst ihr Selbstbewusstsein, ein wichtiger Schritt zu einem ausgeglichenen Hundeleben.

Dieses Prinzip ist einer der Gründe, warum Mantrailing auch als Therapie- oder Aufbauarbeit für verhaltensunsichere Hunde eingesetzt wird. Es ist Training, Beschäftigung und Persönlichkeitsentwicklung in einem.

Wie funktioniert Mantrailing?

Beim Mantrailing arbeitet der Hund auf Basis eines Geruchsträgers, etwa eines Kleidungsstücks, eines Taschentuchs oder eines anderen Gegenstands, der zuvor Kontakt mit der gesuchten Person hatte.

Jeder Mensch hat einen einzigartigen Geruch, eine Mischung aus Hautschuppen, Bakterienflora und individuellen Duftstoffen. Und genau diesen kann der Hund inmitten unzähliger anderer Gerüche erkennen und verfolgen.

Der Ablauf beginnt meist mit einem Anriechen: Der Hund bekommt den Geruchsträger präsentiert und verknüpft diesen mit seiner bevorstehenden Aufgabe. Anschließend wird er an der Leine, an einer 5–10 Meter langen Schleppleine, „angesetzt“ und folgt der Spur der gesuchten Person, die sich in alle möglichen Richtungen schlängeln kann.

Die Kunst beim Mantrailing liegt nicht nur im Riechvermögen des Hundes, sondern auch in der Teamarbeit: Der Hundehalter muss lernen, die Körpersprache seines Hundes zu lesen, ihn nicht zu stören und gleichzeitig Sicherheit zu geben. Am Ende der Suche stehen der Fund und eine ausgiebige Belohnung, die den Erfolg für den Hund besonders positiv verankert.

Mantrailing Hund

Benötigt man denn spezielle Dinge für ein Mantrailing Training?

Mantrailing ist im Vergleich zu anderen Hundesportarten unkompliziert in der Ausrüstung. Zumindest für den Hobbybereich. Ein paar Dinge solltest du jedoch von Anfang an dabei haben.

Ein gut sitzendes Suchgeschirr:

Ein spezielles Hundegeschirr entlastet den Hals und verteilt den Zug gleichmäßig auf den Körper des Hundes. Es sollte bequem sein, nicht scheuern und darf nur für das Trailen verwendet werden, damit der Hund es eindeutig mit der Suche, seiner Arbeit, verknüpft.

Eine Schleppleine (am besten in Signalfarbe):

Eine 5–10 Meter lange Schleppleine gibt dem Hund genügend Freiraum, um Spuren zu verfolgen, während du trotzdem die Kontrolle behältst. Leinen aus Biothane oder Gurtband sind pflegeleicht und liegen gut in der Hand. Hier empfiehlt es sich bei den Firmen Dog´s Creek, Non Stop oder Niggeloh zu schauen.

Praktische Kleidung und Schuhe für den Hundeführer:

Als Hundeführer solltest du wetterfeste Kleidung und bequeme Schuhe tragen, denn Trails führen oft durch unebenes Gelände oder querfeldein. Aber auch beim Training in einer Innenstadt, sollte man festes Schuhwerk tragen, da man keinen entspannten Shoppingtrip absolviert. Es ist auch empfehlenswert, sich eine Sicherheitsweste in Gelb oder Orange zu holen, mit der Aufschrift: „Suchhunde bei der Arbeit„.

Nicht zu vergessen: Die Belohnung für den Hund

je nach Hund, können sich die Belohnungsarten unterscheiden. Ist dein Hund eh verfressen und tut alles für Futter? Dann kannst du für ihn etwas zum Fressen in einen Behälter packen. Etwa das Nassfutter mit Superspezial-Topping: Würstchenscheiben, Schinkenscheiben, Wurstwasser etc. Alles, was dein Hund super findet, es aber auch super selten bekommt.

Findet dein Hund seinen orangefarbenen Ball viel interessanter oder zergelt er gerne mit einem Strick und würde dafür alles tun? Dann kaufe ihm ein neues Zergelspielzeug, mache ihn zu Beginn darauf richtig scharf und hole es nur als Belohnung für ein erfolgreiches Mantrailing-Training heraus.
Wichtig ist, dass die Belohnung so hochwertig und attraktiv ist, dass dein Hund motiviert bleibt.

Der Geruchsträger:

Damit die Suche überhaupt starten kann, benötigst du einen Geruchsträger für deinen Hund. Es reicht ein sauberer, luftdichter Beutel oder eine kleine Dose, um den Geruchsträger der Zielperson sicher und geruchsneutral zu transportieren. Es reicht schon aus, wenn sich die „vermisste Person“ mit einem Taschentuch durch das Gesicht fährt und es dann in den Beutel oder eine Dose legt.

Wie sieht es aus mit Technik? GPS‑Geräte oder Tracking App´s:

Natürlich macht es auch im Hobbybereich einen Riesenspaß, sich das Training (den Trail) aufzeichnen zu können. Hierbei empfehlen sich verschiedene Tracking App´s, es gibt aber auch eine App speziell für das Mantrailing. Bei fortgeschrittenen oder den Profis im Training, lohnen sich GPS‑Geräte natürlich speziell für längere oder komplexere Trails, um den Suchweg später zu analysieren.

Wie läuft denn eine Mantrailing Einheit im Training ab?

Eine Mantrailing-Einheit beginnt wie oben bereits beschrieben vor der eigentlichen Suche. Zunächst wird ein Geruchsträger vorbereitet, wie zum Beispiel ein getragenes Kleidungsstück der zu suchenden Person. Während die „vermisste Person“ ihren Weg geht, bleibt der Hund außer Sichtweite, um keine visuellen Hinweise zu bekommen.

Die Vorbereitung:

Der Hund trägt ein gut sitzendes Suchgeschirr und wird an einer Schleppleine gesichert. Der Hundeführer erhält Informationen über den Startpunkt, nicht aber über den genauen Verlauf der Spur.

Start & Anriechen:

Am Startpunkt bekommt der Hund den Geruchsträger präsentiert. Er nimmt den Geruch intensiv auf und verknüpft ihn mit der bevorstehenden Aufgabe.

Die Suche:

Nun setzt der Hund selbstständig seine Nase ein, um den Individualgeruch zu verfolgen. Die Spur kann über Straßen, Felder, Waldstücke oder Treppenhäuser führen und manchmal auch durch belebte Umgebungen mit vielen Ablenkungen. Der Mensch folgt in ruhigem Tempo, achtet auf die Körpersprache des Hundes und unterstützt, ohne die Suche zu unterbrechen.

Der Fund:

Hat der Hund die Person gefunden, wird dies deutlich angezeigt. Oft durch direktes Hinlaufen, Blickkontakt oder ein bestimmtes Suchsignal. Sofort folgt eine ausgiebige Belohnung: Leckerlis, Spielen oder überschwängliches Loben, je nach Motivation des Hundes.

Nachbesprechung & Dauer:

Nach jeder Suche analysieren Trainer und Hundeführer gemeinsam den Trail. Wo war der Hund besonders sicher? Wo hat er vielleicht Schwierigkeiten gehabt? Eine solche Einheit dauert je nach Schwierigkeit und Erfahrung zwischen 15 und 30 Minuten.

Die Vorbereitung, den Trail zu legen, die Person zu verstecken und dann den Trail mit dem Hund abzulaufen, sollte auf jeden Fall zu Beginn von Trainern begleitet werden, um keine Fehler einzubauen.

Wie fängt man an und wie findet man eine Mantrailing Gruppe?

Wer mit Mantrailing starten möchte, sollte die ersten Schritte nicht alleine gehen. Gerade am Anfang ist es wichtig, den richtigen Aufbau zu lernen, damit der Hund motiviert bleibt und keine falschen Verknüpfungen entstehen. Am besten gelingt das in einer Mantrailing-Gruppe unter fachkundiger Anleitung.

Wie findet man so eine Gruppe?

  1. Hundeschulen & Hundetrainer

Viele Hundeschulen bieten inzwischen spezielle Mantrailing-Kurse an. Eine kurze Online-Recherche oder ein Anruf lohnen sich.

  1. Soziale Medien & Online Foren

Auf Plattformen wie Facebook oder in lokalen Hundegruppen findet man häufig Trailing-Gruppen, die sich regelmäßig treffen.

  1. Rettungshundestaffeln & Vereine

Manche Staffeln bieten auch Einsteigerworkshops oder „Schnupperkurse“ für Hobbytrailer an.

In einer Mantrailing-Gruppe profitiert man nicht nur von der Erfahrung der Trainer, sondern auch von den anderen Mensch-Hunde-Teams. Sie übernehmen die Rolle „der vermissten Person“, man lernt voneinander und erlebt, wie unterschiedlich Hunde arbeiten können. Gleichzeitig macht es in der Gemeinschaft einfach mehr Spaß und bringt Motivation und Durchhaltevermögen.

Bitte beachte: Achte bei der Auswahl der Gruppe darauf, dass die Arbeit positiv aufgebaut wird, auf die Bedürfnisse deines Hundes eingegangen wird und der Trainer über fundierte Erfahrung verfügt.

Fazit - Nasenarbeit als neues Hobby

Mantrailing ist weit mehr als nur ein Hobby für Hunde. Es ist Teamarbeit, Kopfarbeit und Abenteuer zugleich. Dein Hund darf dabei seine natürlichen Fähigkeiten voll ausleben, während du lernst, ihm zu vertrauen und seine Körpersprache zu lesen.

Ob jung oder alt, ruhig oder temperamentvoll, unsicher oder selbstbewusst: Fast jeder Hund kann vom Trailen profitieren. Die Suche nach einem individuellen Geruch fördert Konzentration, Selbstbewusstsein und Ausgeglichenheit.

Gleichzeitig stärkt sie die Bindung zwischen Mensch und Hund auf eine ganz besondere Weise. Wichtig ist dabei nicht die Perfektion, sondern die Freude am gemeinsamen Tun.

Und weil Theorie schön ist, Praxis aber noch schöner, teile ich mit dir in einem der folgenden Beiträge auch meine Erfahrung mit meinem Jack Russell „Finn“ im Mantrailing.

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